Rezension zu „Wackelkontakt“ von Wolf Haas
Wenn das Warten auf den Elektriker zur philosophischen Zeitreise wird, dann ist der neue Roman von Wolf Haas „Wackelkontakt“ am Werk. Ich lehne mich zurück, nippe an meinem Kaffee und kann gar nicht anders, als mich in diese skurrile, aber fesselnde Geschichte zu verlieben.
Die Handlung? Eine ganz alltägliche Szenerie wird zum Ausgangspunkt eines packenden Spiels von Schicksalen und Verstrickungen. Franz Escher wartet gelangweilt auf den Elektriker, der seinen Wackelkontakt reparieren soll. Um die Zeit totzuschlagen, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo, der tief im Gefängnis steckt und nachts aus Angst nicht schlafen kann. Tja, und was passiert? Elio liest das Buch über Franz. Und während die beiden Geschichten sich durch die Seiten hindurch miteinander verweben, entsteht ein Netz aus Geheimnissen, Intrigen und einem toten Handwerker, das einen bis zur letzten Seite in Atem hält.
Haas schreibt mit einer Leichtigkeit, die mich oft zum Schmunzeln bringt. Seine Charaktere sind so lebendig und absurde, dass ich sie fast als Freunde betrachten möchte – auch wenn sie es eh nie leicht haben! Franz ist der in sich gekehrte Antiheld, der zwischen Verzweiflung und Gelassenheit hin- und herschwingt, während Elio das Bild eines Mannes ist, dessen Vergangenheit wie ein Schatten über ihm schwebt. Es ist gerade dieses Zusammenspiel von drückender Anspannung und humorvollen Dialogen, das die althergebrachte Erzählweise erfrischt und lebendig macht.
Und dann kommt die Sprache! Wolf Haas hat einen einzigartigen Stil, der einen von der ersten Zeile an fesselt. Er jongliert mit Worten, als wären sie Bälle im Zirkus – witzig, clever und manchmal sogar ein wenig verrückt. Ich musste mehrfach schmunzeln, als ich auf die tiefgründigen Gedanken stieß, gewürzt mit einer Prise österreichischen Charmes und einem Augenzwinkern.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten: Manchmal zieht sich die Handlung etwas in die Länge. Als Leser fragt man sich, ob nicht auch ein paar Seiten weniger ausgereicht hätten, um zum Ziel zu kommen. Und während ich die Verwirrung mag, mögen einige Leser sich verloren fühlen in diesem Geschichten-Mosaik.
Insgesamt ist „Wackelkontakt“ ein gelungener Versuch, Literatur mit Humor und Nervenkitzel zu vereinen. Wer auf der Suche nach einem unterhaltsamen Buch ist, das sowohl Spannung als auch einen sprachlichen Genuss bietet, sollte es auf keinen Fall verpassen!
Fazit: „Wackelkontakt“ ist eine fesselnde Geschichte, die einen mit Humor und tiefgründigen Figuren in ihren Bann zieht. Ich vergebe 4 von 5 Sternen. Ein prickelndes Lesevergnügen, das den Wackelkontakt zwischen den Lebensströmen der Charaktere meisterhaft beleuchtet!