In „Tochter der Zeit“ entführt uns Sarah Woodbury in ein faszinierendes Zusammenspiel von Geschichte und Fantasy, das tief in die Kultur und die Konflikte des mittelalterlichen Wales eintaucht. Die Erzählung setzt an einem entscheidenden Punkt der walisischen Geschichte an, als der Prinz Llywelyn von Verrat und politischem Intrigenspiel umgeben ist. Hier, im Schatten von Burgen und zwischen historischen Dramen, wird die moderne Meg hineingezogen, deren eigenes Leben in der Gegenwart alles andere als einfach ist.
Die Protagonisten sind das Herzstück dieser Erzählung. Llywelyn, von männlicher Entschlossenheit und strategischem Verstand geprägt, sieht sich nicht nur den Herausforderungen als Anführer, sondern auch den inneren Konflikten eines Mannes konfrontiert, der zwischen Loyalität und seiner persönlichen Mission balanciert. Auf der anderen Seite steht Meg, die als moderne Frau mit einer von Zweifeln geprägten Vergangenheit auf das Spiel von Macht und Verrat im Mittelalter blickt. Ihre Idee von Freiheit und Selbstbestimmung muss sich gewaltsam an den gesellschaftlichen Normen und den politischen Gegebenheiten der Vergangenheit messen. Die Symbiose von Meg und Llywelyn ist dabei besonders eindrücklich: Zwei Menschen aus verschiedenen Epochen, vereint in der Notwendigkeit, ihre Welt zu retten. Das Spannungsfeld zwischen ihren unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen sorgt für dynamische Dialoge und zeigt, wie Engagement über Zeit und Raum hinweg Brücken bauen kann.
Woodburys Schreibstil ist klar, einladend und gleichzeitig reich an bildlichen Ausdrücken, die die Leser mitten ins Geschehen katapultieren. Die Beschreibungen von Landschaften, alten Burgen und stürmischen Auseinandersetzungen fühlen sich lebendig an und laden dazu ein, sich in das walisische Hochland zu versenken. Ihre Fähigkeit, atmosphärische Details einzuflechten, verleiht der Handlung zusätzliche Tiefe, sodass die historische Kulisse nicht nur als bloßer Hintergrund fungiert, sondern selbst zu einem Charakter wird.
Ein besonders bemerkenswerter Aspekt ist die Art und Weise, wie die Autorin mit Zeitreisen umgeht. Sie sind nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern fungieren als Katalysator für die Charakterentwicklung. Megs Reise ist nicht nur körperlich; sie durchläuft auch eine emotionale Transformation, die der Leser mit jeder Seite mitfühlen kann. Die Herausforderungen, vor die sie und Llywelyn gestellt werden, sind nicht nur äußere, sondern auch innere Konflikte, die ihren Mut und ihre Integrität testen.
Im Großen und Ganzen ist „Tochter der Zeit“ keine gewöhnliche Zeitreisegeschichte. Woodbury schafft es, mit ihrer Erzählkunst eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen, während sie Themen wie Identität, Loyalität und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt behandelt. Das Buch lädt den Leser ein, sich auf eine Reise zu begeben, die sowohl aufregend als auch nachdenklich ist, ohne je den realistischen Bezug zur menschlichen Erfahrung zu verlieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Tochter der Zeit“ sowohl für jene, die ein Interesse an historischem Hintergrund habe, als auch für Leser*innen, die Fantasyelemente schätzen, eine erfrischende Leseerfahrung darstellt, die auf geschickte Weise Emotionen und Geschichte verbindet. Es ist ein solider Auftakt zu einer Reihe, die vielversprechend darauf hinweist, dass die Reise von Meg und Llywelyn erst am Anfang steht.
