In „Sinful Chance“ von Vivian Wood werden wir in die verworrene Gefühlswelt von Rachel Black hineingezogen, die auf der Suche nach einem Neuanfang in einem unwiderstehlichen Sommer stattfindet. Nach dem abrupten Ende ihrer perfekten Beziehung flüchtet Rachel in die Natur, zu einem Praktikum beim Nationalpark, wo sie nur wenig ahnt, dass sie dort auf Grayson treffen wird – den Mann, der ihren Herzschlag einst zum Rasen brachte und dann das Herz brach.
Die Kulisse der Nationalparks ist mehr als nur ein malerischer Hintergrund; sie wird eine Protagonistin für sich selbst. Die weiten, unberührten Landschaften spiegeln Rachels innere Zerrissenheit wider und bieten einen Raum, in dem alte Wunden geheilt und neue Geschichten geschrieben werden können. Wood nutzt ihren lebendigen Schreibstil, um diese Umgebung mit all ihren Facetten darzustellen – die frische Luft, das Rauschen der Bäume – und verleiht dem Setting eine fast greifbare Qualität.
Rachel selbst ist eine komplexe Figur, durch die der Leser die Themen von Herzschmerz, Vergebung und Neuanfängen hautnah erleben kann. Ihre Entwicklung von einer gebrochenen Frau zu einer, die bereit ist, die Schatten der Vergangenheit zu konfrontieren, ist ein langsamer, aber fesselnder Prozess. Grayson, der Ranger, wird nicht nur zu Rachels Anker, sondern auch zu ihrem Spiegelbild. Seine Vergangenheit ist durch Geheimnisse belastet, und die Dynamik zwischen den beiden ist von einer faszinierenden emotionalen Spannung geprägt. Dieser gefühlvolle Austausch, gepaart mit ihrer Albtraum-Geschichte, die Thematik der zweiten Chancen und der langsame, schleichende Aufbau ihrer Beziehung, lässt einen beim Lesen förmlich mitfiebern.
Der Stil von Vivian Wood ist einnehmend und ansprechend, mit einem Fokus auf den kleinen Momenten zwischen den Charakteren. Sie hat es verstanden, Dialoge zu kreieren, die lebendig und authentisch wirken, sodass man beim Lesen das Gefühl hat, direkt Teil ihrer Welt zu sein. Die Chemie zwischen Rachel und Grayson wird nicht sofort zutage gefördert; vielmehr entfaltet sie sich in behutsamen Schritten, was dem „Slow Burn“-Element der Geschichte eine besondere Intensität verleiht.
Die Autorin verwechselt emotionale Tiefe nicht mit Übertreibung. Stattdessen gelingt es ihr, die Schmerzpunkte der Charaktere ins Auge zu fassen, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Die erkundeten Themen von Verlust, Betrug und Vergebung sind komplex, und Wood wirkt verwurzelt genug in den Emotionen ihrer Protagonisten, um authentische Reaktionen zu präsentieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Sinful Chance“ ein gelungenes Zusammenspiel von Landschaft, Charakterentwicklung und emotionalem Gehalt ist. Es lädt dazu ein, den Mut zu finden, alte Brücken zu überqueren und die Reise der Selbstentdeckung zu wagen. Vivian Wood bietet mit diesem Werk eine erfrischende Perspektive auf klassische romantische Tropen, die sowohl nostalgisch als auch zeitgemäß ist. Ein lesenswerter Ausflug in die verworrenen Wege der Liebe und die Möglichkeiten des Neuanfangs.