Buchreview: "Schatten der Welt" von Andreas Izquierdo
Andreas Izquierdo entführt uns in seinem historischen Roman "Schatten der Welt" in eine turbulente Zeit des frühen 20. Jahrhunderts – das Jahr 1910 in Thorn, Westpreußen. Mit einer packenden Erzählweise und lebendigen Charakteren gelingt es ihm, ein eindringliches Bild des Lebens junger Menschen inmitten gesellschaftlicher und politischer Umbrüche zu zeichnen.
Die Geschichte folgt den Freunden Carl, Artur und Isi, deren Unbeschwertheit und jugendlicher Optimismus sogar dem drohenden Weltuntergang durch den Kometen Halley trotzen. Diese Anfangsphase des Romans vermittelt einen nostalgischen Eindruck der Unbeschwertheit der Jugend. Das Trio stellt sich den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, während die Welt um sie herum immer unberechenbarer wird.
Izquierdo schafft es, die Emotionen und innere Konflikte seiner Charaktere authentisch darzustellen. Carl, der schüchterne Träumer, beginnt seine Ausbildung als Fotograf und findet Wege, seine Leidenschaft auszuleben. Artur, der Draufgänger, entpuppt sich als komplexe Figur, und die lebhafte Isi bringt frischen Wind in die Handlung. Ihre Beziehungen sind vielschichtig und glaubwürdig – sie repräsentieren nicht nur Freundschaft, sondern auch die ersten Schritte in die Liebe und das Erwachsenwerden.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs werden die drei Freunde jäh voneinander getrennt, und es wird deutlich, dass die Idylle der Vorzeit nicht nur bröckelt, sondern endgültig zerbricht. Izquierdo schildert eindrucksvoll die Schrecken des Krieges aus der Perspektive der beiden Freunde, die an die Front eingezogen werden. Detailliert und packend bringt er die Verlustängste und die Herausforderungen des Kriegsalltags rüber, während Isi zu Hause mit eigenen Kämpfen konfrontiert ist.
Der Roman ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch eine tiefgründige Coming-of-Age-Geschichte, die die Leser mit Fragen zur Identität, zur Bedeutung von Freundschaft und zur Suche nach einem Platz in der Welt konfrontiert. Die emotionale Tiefe und die historischen Bezüge machen "Schatten der Welt" zu einem bereichernden Leseerlebnis.
Das Buch wartet mit historischen und kulturellen Details auf, die den Leser in die Zeit und den Ort eintauchen lassen. Der Autor nutzt die Kulisse des Ersten Weltkriegs nicht nur als Hintergrund, sondern als entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung seiner Charaktere und ihrer Träume.
Insgesamt ist "Schatten der Welt" ein berührender, fesselnder Roman, der aktuelle und zeitlose Themen verbindet. Andreas Izquierdo gelingt es, mit viel Einfühlungsvermögen eine Geschichte zu erzählen, die im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt. Für 1,99 € erhält der Leser nicht nur Unterhaltung, sondern auch wertvolle Impulse zur Reflexion über die menschliche Natur und die Herausforderungen des Lebens. Ein absolute Leseempfehlung!