Buchreview: Nordlicht – Das kalte Grab von Anette Hinrichs
Anette Hinrichs liefert mit "Nordlicht – Das kalte Grab" einen packenden Kriminalroman, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Der neueste Fall der Ermittler Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg entfaltet sich auf der malerischen, aber auch düsteren dänischen Insel Als, die uns eine Gänsehaut nicht nur aufgrund ihrer winterlichen Kulisse beschert.
Der Handlungsbeginn ist alles andere als zimperlich: Ein grausamer Doppelmord an dem deutschen Immobilieninvestor Konrad Dahlmann und seiner Frau gibt den Ton für die Erzählung vor. Hinrichs konstruiert die Szenerie geschickt und lässt die Schockierung der Bewohner der Insel spürbar werden. Die grausame Inszenierung der Leichen, die blutüberströmt und an einen Heizkörper gefesselt sind, lässt sofort erahnen, dass dieser Kriminalfall alles andere als gewöhnlich ist. Das Gespräch über einen schiefgegangenen Raubüberfall wirft mehr Fragen auf als es Antworten liefert.
Die Dynamik zwischen den Ermittlern Boisen und Nyborg ist ein weiterer Pluspunkt des Romans. Während Boisen mit ihrer Entschlossenheit und Intuition überzeugt, bringt Nyborg eine gewisse Skepsis und Gründlichkeit in das Ermittlerteam ein. Ihre Charakterunterschiede sorgen für Spannungsmomente, die sowohl humorvoll als auch nachdenklich stimmen. Dieses Duo, das wie Ebbe und Flut miteinander agiert, bringt den Leser dazu, über die Komplexität menschlicher Beziehungen und deren Einfluss auf die Ermittlungsarbeit nachzudenken.
Die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, als eine weitere Leiche gefunden wird, die die Ermittlungen in die Vergangenheit zurückführt – konkret in den eisigen Winter von 1978/79. Dieses Element der Zeitreise gibt dem Plot eine zusätzliche Tiefe und lässt den Leser spüren, wie alte Verbrechen die Gegenwart belasten können.
Hinrichs’ Schreibstil ist klar und präzise, wobei sie es versteht, die düstere Atmosphäre der Umgebung einzufangen. Die detaillierte Beschreibung der Charaktere und ihrer Motivationen verleiht der Geschichte eine emotionale Dimension. Zudem ist der Roman intelligent aufgebaut, mit spannenden Wendungen, die den Leser bis zur letzten Seite im Ungewissen lassen.
Besonders hervorzuheben ist, dass "Nordlicht – Das kalte Grab" als eigenständiger Fall gelesen werden kann, was es für neue Leser zugänglich macht, während Fans der Reihe sich über die gewohnte Qualität freuen können.
Insgesamt ist Anette Hinrichs mit diesem Kriminalroman ein fesselnder Thriller gelungen, der nicht nur durch seinen spannenden Plot überzeugt, sondern auch durch tiefgehende Charakterentwicklungen und eine nostalgische Rückschau in die Vergangenheit. "Nordlicht – Das kalte Grab" ist ein Muss für alle Krimifans und wird sicherlich im Oktober 2024 viele Leser fesseln!
Bewertung: 4,5/5 Sterne