In „Guiding Cassandra“ von Becca Jameson entführt uns die Autorin in das pulsierende Leben einer jungen Frau, die nicht nur als Sekretärin, sondern auch als Herzensbrecherin in einem chaotischen Büro arbeitet. Die Geschichte beginnt mit Cassandra, deren Verzweiflung über fehlende berufliche Fähigkeiten und private Herausforderungen spürbar ist. Das Setting ist geprägt von einer Mischung aus Büro-Alltag und emotionalen Verstrickungen, in dem sich die Figuren über Erwartungshorizonte und Unsicherheiten hinweg navigieren müssen.
Cassandra selbst ist ein faszinierender Charakter, der mit ihren Macken und Unsicherheiten schnell Sympathie weckt. Ihre Unfähigkeit, selbst einfache Aufgaben zu bewältigen, wird durch ihre charmante und liebenswürdige Art ausgeglichen. Jameson gelingt es, Cassandra nicht nur als eine „schlechte Sekretärin“, sondern als eine vielschichtige Person darzustellen, deren innere Kämpfe um Unterstützung und Selbstwertgefühl die zentrale Thematik des Buches unterstreichen.
Spence, ihr Boss, fungiert als die männliche Hauptfigur, die durch seine Anziehungskraft und zugleich verletzliche Seite besticht. Er ist nicht nur der Chef, sondern auch eine Art Anker in Cassandras chaotischem Leben. Die Dynamik zwischen diesen beiden Protagonisten entwickelt sich sanft und glaubhaft, wobei ihre Interaktionen vom Spiel zwischen beruflichen Aufgaben und persönlichen Gefühlen getragen werden. Benjamin, der beste Freund von Spence, bringt zusätzlich Spannung ins Spiel; seine Loyalität und gleichzeitig seine Geheimliebe zu Cassandra schaffen ein weiteres, reizvolles Konfliktnetz.
Becca Jamesons Schreibstil ist lebendig und unaufdringlich, sie verwickelt die Leser in die Gedankenwelten ihrer Protagonisten, sodass man nie das Gefühl hat, auf einer fremden Reise zu sein. Die Dialoge sind spritzig und oft gespickt mit humorvollen Momenten, die das Geschehen auflockern und die Charaktere näherbringen. Zudem schafft die Autorin eine Atmosphäre, in der man als Leser das Gefühl hat, Teil des Geschehens zu sein – man fühlt mit Cassandra, wenn sie zweifelt, und schmunzelt über die humorvollen Missgeschicke im Chefbüro.
Die Entwicklung der Charaktere ist sehr behutsam gestaltet. Während Cassandra nach einem Ausweg aus ihrer misslichen Lage sucht, zeigen auch Spence und Benjamin Facetten ihrer Persönlichkeit, die über stereotype Rollen hinausgehen. Besonders die Idee, dass sie gemeinsam für Cassandra da sein wollen, lässt Raum für eine interessante Erforschung von nicht-traditionellen Beziehungsmodellen, die in dieser Art von Genre oft zu kurz kommen.
Zusammengefasst ist „Guiding Cassandra“ eine fesselnde Mischung aus Büro-Romantik, humoristischen Momenten und emotionalen Gefahren. Es ist ein Buch, das nicht nur Liebesgeschichte erzählt, sondern auch die Herausforderungen des Lebens und die Suche nach Zugehörigkeit thematisiert. Jameson schafft es, das Herz ihrer Leser zu erreichen, ohne dabei ins Klischeehafte abzudriften. Alles in allem bietet das Buch eine gelungenen Ausflug in die Welt der zeitgenössischen Liebesromane, der sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt.