In „Incarnation“, einem sorgfältig zusammengestellten Werk, entfaltet sich das zentrale Thema der Menschwerdung Christi auf faszinierende Weise. Die Autoren – durchweg tiefgründige Theologen – beleuchten verschiedene Facetten dieses „außergewöhnlichen Ereignisses“ und schaffen es, den Leser sowohl intellektuell als auch spirituell anzusprechen. Man spürt sogleich, dass die Texte aus einer tiefen Überzeugung und Liebe zu dem Thema geschrieben wurden.
Das Buch beginnt mit J. C. Ryles klarem und anschaulichem Überblick über die Grundlagen der Inkarnation. Seine prägnanten Formulierungen sind wie ein Lichtstrahl, der den Weg zu den späteren Überlegungen erhellt. John Flavel taucht anschließend in die präinkarnierte Herrlichkeit Christi ein und lässt den Leser die atemberaubende Beziehung zu Gott, dem Vater, erahnen. Diese Perspektive ist ein entscheidender Moment im Buch, da sie nicht nur die Inkarnation als ein historisches Ereignis, sondern als Teil eines göttlichen Plans begreift.
A. W. Pink und Lorraine Boettner erweitern dieses Denken, indem sie aufzeigen, dass das Dasein Christi weit über den Stall in Bethlehem hinausgeht. Es ist bemerkenswert, wie Boettner mit biblischen Texten arbeitet, um die vorzeitliche Existenz des Sohnes Gottes zu unterstreichen. Diese analytischen Perspektiven regen dazu an, tiefer über die Bedeutung der Menschwerdung nachzudenken und wechseln sich ab mit poetischen Darstellungen, wie sie Horatius Bonar bietet. Seine Worte schenken dem Leser eine fast nostalgische Sichtweise der ersten Weihnachtsnacht und laden dazu ein, die historische Realität der Erlösung in ihrem vollen Umfang zu erkennen.
Der Stil der Autoren ist fundiert und oft beseelt, ohne das Pedantische zu erreichen. So gelingt es Thomas Boston, die Komplexität der jungfräulichen Empfängnis und die der Natur Christi einfach und greifen zu machen. Dies wird von William S. Plumer weitergeführt, der den Bogen zu einem der Schlüsselereignisse der Menschheitsgeschichte spannt: dem Moment, als Gott Mensch wird. Hier wird deutlich, dass die Inkarnation nicht nur ein theologisches Konzept, sondern eine lebensverändernde Wahrheit ist.
Schlussendlich verleiht Charles Spurgeon dem Band eine poetische Note. Sein Ausblick auf die Gnade und Wahrheit, die in der Person Christi lebendig werden, lässt den Leser in einem Moment des Staunens zurück. Diese Zusammenführung unterschiedlichster theologischer Stimmen schafft eine ergreifende Synthese, die sowohl klar als auch tiefgründig ist.
„Incarnation“ lädt zur Reflexion und zum Gebet ein. Es ist nicht nur ein intellektuelles Werk, sondern auch eine Einladung, die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und zu vertiefen. Wer bereit ist, sich auf diese spannende und bereichernde Auseinandersetzung mit der Menschwerdung Gottes einzulassen, wird in diesem Buch eine wertvolle Ressource und Inspirationsquelle finden.