In „Die Legende von Gold und Jade 1: Sonne und Mond“ entführt Mia Jacoba die Leser in das faszinierende Land Kathalea, wo alle fünf Jahre ein ritualisiertes Opfer gefordert wird, um die Balance zwischen Licht und Dunkelheit aufrechtzuerhalten. Diese Tradition stellt nicht nur einen zentralen Konflikt in der Handlung dar, sondern steht auch symbolisch für die Herausforderungen, die die Menschheit in Zeiten von Spaltung und Gewalt meistern muss. Die Protagonistin Noa ist eine beeindruckende Figur, die zwischen den Erwartungen ihrer Gemeinschaft und ihrem eigenen moralischen Kompass hin- und hergerissen ist. Sie verkörpert den Kampf um Identität und Gerechtigkeit und ist mit ihren Zweifeln und Ängsten so lebendig, dass man sich leicht in ihrer Situation wiederfindet.
Jacoba schafft es, eine dichte und eindringliche Atmosphäre zu kreieren, die von einem ständigen Wechselspiel zwischen Hoffnung und Furcht geprägt ist. Die düsteren, aber auch faszinierenden Beschreibungen der Landschaft und der Konflikte in Kathalea fangen die Fantasie ein und ziehen den Leser tief in die Handlung hinein. Besonders bemerkenswert ist, wie die Autorin mit den Elementen der Mythologie und dem Mysterium des Schicksals umgeht. Diese Elemente sind nicht bloß schmückendes Beiwerk, sie sind vielmehr integraler Bestandteil der Charakterentwicklung und der moralischen Fragen, die im Zentrum der Geschichte stehen.
Die Erzählweise ist kraftvoll und vielschichtig; sie wechselt zwischen spannungsgeladenen Abenteuern und nachdenklichen Momenten, die die Leser dazu anregen, über die größeren Themen von Opferbereitschaft und Menschlichkeit nachzudenken. Jacoba gelingt es, die innere Zerrissenheit Noas differenziert darzustellen, sodass ihre Entscheidungen schlüssig und nachvollziehbar sind. Auch die Nebenfiguren, deren eigene Motivationen und Konflikte dem Plot Tiefe verleihen, sind liebevoll ausgearbeitet und tragen zur Komplexität der Erzählung bei.
„Die Legende von Gold und Jade 1: Sonne und Mond“ ist mehr als nur ein Abenteuer; es ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem, was es bedeutet, für andere einzustehen, und der Reise zu sich selbst. Die Mischung aus actiongeladenen Szenen und introspektiven Momenten macht dieses Buch zu einer fesselnden Lektüre, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ansprechen kann. In seinem Kern ist es eine Geschichte von Hoffnung und Transformation – eine Legende, die in der Vorstellungskraft der Leser weiterleben wird. Ein vielversprechender Auftakt zu einer Reihe, die die Entwicklung von Noa und ihrer Welt im Folgenden sicherlich weiter vertiefen wird.