In „Die drei Königinnen“ von Anthony Horowitz entfaltet sich in den nebelverhangenen Straßen Londons wieder einmal das meisterhafte Gespür für Mysteriöses und Verworrenes, das den Charme klassischer Kriminalgeschichten ausmacht. Der Roman beginnt mit einem dramatischen Vorfall: Ein junges Leben endet gewaltsam, und der vermeintliche Täter, der Hausherr, gesteht unter Druck. Doch je tiefer Inspector Jones von Scotland Yard in den Fall eintaucht, desto mehr wirft das Geschehen Fragen auf, die für eine spannende Erzählung sorgen.
Holmes und Dr. Watson, die unzertrennlichen Partner, machen sich auf, die Puzzlestücke eines Verbrechens zusammenzufügen, das weit über einen einfachen Mord hinauszugehen scheint. Die abhanden gekommenen Queen Victoria-Figuren bilden das groteske Herzstück der Intrige und verleihen der Story einen unerwarteten historische Bezug, der sich geschickt mit der Plotentwicklung verknüpft. Horowitz‘ fesselnde Sprache und seine Fähigkeit, Stimmungen zu kreieren, passen perfekt zur grauenhaften Kulisse des Verbrechens, wobei der konstanter Regen und die schattigen Straßen Londons einen fast filmischen Charakter annehmen.
Die Charaktere sind lebendig und vielschichtig gestaltet. Inspector Jones ist ein eher schüchterner Mensch, dessen Unfähigkeit, die offensichtlichen Hinweise zu lesen, den Leser mit ihm leiden lässt. Holmes, gewohnt souverän und scharfsinnig, erstrahlt in gewohnter Brilliantheit – seine Fähigkeit, scheinbar Unbedeutendes zu entschlüsseln, wirkt fast magisch. Doch auch Watson, oft im Schatten seines Freundes, wird hier mit klugen Beobachtungen und warmherziger Loyalität präsentiert, was ihm eine zentrale Rolle im Geschehen einräumt.
Horowitz gelingt es, die klassische Holmes-Erzählweise mit modernen Elementen zu verbinden. Seine Schreibe fließt sanft und rhythmisch, während er gekonnt Spannung aufbaut. Die Dialoge sind scharf, oft mit einem Hauch von Ironie, was den Charakteren Leben und Tiefe verleiht. Man spürt die Hommage an Arthur Conan Doyle, aber zugleich auch die frischen Perspektiven, die Horowitz einbringt, um die Geschichte relevant und eindrucksvoll zu zeigen.
Das Lesegefühl wird durch die ständige Suche nach Antworten und durch unerwartete Wendungen geprägt, die den Leser nie ganz zur Ruhe kommen lassen. An jedem Punkt gibt es neue Hinweise, die das eigene Rätseln anregen und gleichzeitig den Nervenkitzel anheben.
Zusammenfassend ist „Die drei Königinnen“ eine durchdachte und mitreißende Kriminalgeschichte, die sowohl Liebhaber klassischer Detektivgeschichten als auch neue Leser fesseln dürfte. Der Balanceakt zwischen Tradition und zeitgenössischem Erzählstil macht das Werk zu einem gelungenen Beitrag im Holmes-Universum. Horowitz gelingt es, einen Raum zu schaffen, in dem Neugier und Spannung Hand in Hand gehen und der Leser unweigerlich an der Aufklärung des mysteriösen Verbrechens interessiert bleibt.