In Jean-Luc Bannalecs neuestem Werk „Bretonische Versuchungen“ wird der Leser erneut in die zauberhafte und zugleich geheimnisvolle Welt der Bretagne entführt. Diesmal wird Kommissar Dupin an einem strahlenden Frühsommertag aus seinem beinahe schwimmenden Abenteuer im Hafen von Concarneau gerissen – eine Renaissance der Thalassophobie, die er unbedingt überwinden möchte. Statt entspannender Meeresbrise konfrontiert ihn das Schicksal jedoch mit einem makabren Verbrechen: Eine Frau wurde unter irrwitzigen Umständen in einem Schokoladenbottich ertränkt.
Mit einer angenehm lässigen Sprache und einem feinen Gespür für lokale Farben malt Bannalec die Kulisse dieser Geschichte lebendig. Die verschachtelten Gassen der Ville Close, die sich fröhlich zwischen Schokolade und Kriminalität verflechten, laden zur Erkundung ein. Die geschickten Beschreibungen der bretonischen Landschaft steigern das Lesevergnügen und bringen uns die kulinarischen Besonderheiten der Region näher, während wir unweigerlich in die Tiefen des Verbrechens eintauchen.
Kommissar Dupin, stets ein wenig grummelig, aber von einer tiefen Menschlichkeit durchzogen, zeigt sich in diesem Teil seiner Abenteuer von einer neuen, fast verletzlichen Seite. Ihre Entwicklung und die dynamische Beziehung zu seiner unentbehrlichen Kollegin Nolwenn sind vor allem bemerkenswert: Ein Team, das nicht nur auf professionelle Effizienz, sondern auch auf menschliche Intuition setzt. Der vertraute Dialog zwischen den beiden, gewürzt mit feinen Humor und einer Prise Sarkasmus, sorgt für Herzenswärme, während sie sich auf die Spur des Mörders begeben.
Die Handlung webt sich wie ein kunstvoller Teppich aus Geheimnissen und kulinarischen Enthüllungen. Jeder Bissen Schokolade, jede gesprochene Zeile ist eine Verlockung, die den Leser immer weiter anzieht. Bannalec versteht es, Spannung aufzubauen, ohne den Leser mit übermäßigen Wendungen zu überfordern. Stattdessen entfaltet sich die Lösung des Rätsels in einem beruhigenden, aber fesselnden Rhythmus, wie die Gezeiten des bretonischen Meeres.
Was das Buch besonders macht, ist die harmonische Verbindung von regionaler Identität, feiner Kulinarik und einem spannenden Kriminalfall. Die Art und Weise, wie der Autor das Vertraute mit dem Unerwarteten verknüpft, ist eine wahre Freude für das Leserherz.
Insgesamt trifft „Bretonische Versuchungen“ den richtigen Ton zwischen Spannung und einem wohligen Gefühl der Entspannung. Es lädt ein, die kulturellen Facetten der Bretagne neu zu entdecken und gleichzeitig einen fesselnden Krimi zu erleben. Die gelungene Mischung aus kriminalistischer Schärfe und liebevoller Betrachtung der bretonischen Lebensart macht dieses Buch zu einem empfehlenswerten Lesevergnügen, bei dem die Schokolade ebenso verführt wie die unerklärlichen Morde.