Yuval Noah Harari warnt vor KI-bedingten Finanzkrisen
Hamburg (ots) – Der bekannte Historiker und Autor Yuval Noah Harari warnt, dass die Menschheit auf die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) unzureichend vorbereitet sei. Im Rahmen eines Interviews mit dem Magazin DUP Unternehmer hebt Harari hervor, dass die Entwicklung von KI zu einer Finanzkrise von noch größerem Ausmaß als die Finanzkrise von 2007 führen könnte. Um solche Risiken zu minimieren, fordert er ein Verbot von Bots, die sich als Menschen ausgeben.
Künstliche Intelligenz: Ungeahnte Risiken
Harari, dessen neues Buch “Nexus” am 10. September erscheint, betrachtet KI als eine einzigartige Erfindung der Menschheitsgeschichte. “Sie ist also ein unabhängiger Akteur,” erklärt Harari und warnt, dass KI möglicherweise außer Kontrolle geraten könnte, was potenziell versklavende oder gar vernichtende Folgen haben könnte.
Mit einem eindringlichen Vergleich verdeutlicht er: “Im Falle der KI lernen wir zuerst, mit dem ‘Gaspedal’ umzugehen, bevor wir die ‘Bremse’ bedienen können.” Die Entwicklung dieser Technologie geschieht rasant, ohne dass es einen Selbstkorrekturmechanismus gibt, der die Prozesse hinterfragt und korrigiert.
Besorgnis über die Finanzindustrie
Besonders alarmierend ist für Harari die unmittelbare Situation in der Finanzindustrie, die “nicht in der physischen Welt stattfindet”. Er beschreibt diese Branche als die “ideale Spielwiese für eine KI”. Wenn KI selbstständig komplexe Finanzprodukte entwickelt, die für den Menschen nicht mehr nachvollziehbar sind, sieht Harari ein hohes Risiko für einen erneuten großen Crash, ähnlich wie bei der Subprime-Krise 2007/2008. “Mit KI könnte etwas Ähnliches passieren, allerdings in noch größerem Maßstab,” betont er.
Manipulation durch Desinformation
Auf die Frage nach einem unfairen US-Wahlkampf äußert Harari, dass das Hauptproblem in der Desinformation durch die Medien liege. KI-generierte Inhalte – darunter manipulierte Bilder, Videos und Nachrichten – tragen dazu bei, dass Bürger nicht mehr wissen, wie sie mit den Informationen umgehen sollen. “Das geschieht so schnell, dass wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen,” so Harari.
Er warnt auch, dass zwischen 20 und 40 Prozent der Inhalte auf der Plattform X von Bots stammen könnten und somit nicht von Menschen erstellt wurden. “Das ist eine noch nie dagewesene Situation in der Geschichte,” fügt er hinzu.
Forderung nach einem Verbot von Menschlichen Bots
In Anbetracht dieser Gefahren plädiert Harari dafür, Bots zu verbieten, die sich als Menschen ausgeben. “Ein KI-Bot sollte sich niemals als Mensch ausgeben dürfen, wie es auf Plattformen wie X der Fall ist,” fordert er. Er betont, dass Bots keine Rechte haben und daher auch keine Meinungsfreiheit besitzen sollten. “Bots sollten gar nicht Teil dieser Unterhaltungen sein,” so Harari abschließend. Zudem fordert er, dass große Plattformen wie Facebook und X für die Handlungen ihrer Algorithmen verantwortlich gemacht werden.
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