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Traumatisierte Einsatzveteranen kämpfen um Anerkennung und Unterstützung durch die Bundeswehr

von Nordische Post
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Traumatisierte Einsatzveteranen kämpfen um Anerkennung und Entschädigung durch Bundeswehr

Hamburg (ots) – Hunderte traumatisierte Einsatzveteranen ringen mit der Bundeswehr um Anerkennung ihrer Erkrankung und Entschädigung. Nach Recherchen des NDR lehnt die Bundeswehr 30 Prozent aller Anträge auf Anerkennung einer Wehrdienstbeschädigung wegen psychischer Erkrankungen wie Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ab. Hunderte Fälle sind in Widerspruchsverfahren oder auch vor Gerichten Gegenstand oft langjähriger Auseinandersetzungen. Einsatzgeschädigte haben laut Bernhard Drescher, dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, einen „dritten Krieg“ zu bewältigen, der sehr belastend sei: „Neben den Erfahrungen im Einsatz, neben ihrem Krieg im Kopf durch die Erkrankung jetzt auch den Verwaltungskrieg.“

Der PTBS-Beauftragte der Bundeswehr, Peter Zimmermann, hält hingegen das System der Bundeswehr für „eines der fürsorglichsten Systeme überhaupt in der Welt. Wir haben immer mal wieder Menschen, die auch mal durchs Raster fallen, was aber ganz sicher kein böser Systemwille ist, sondern eine Fehleinschätzung, sowas kann tatsächlich in jedem System passieren.“

Behandlungsangebote und Schätzungen

Die Bundeswehr erreicht allerdings mit ihren Behandlungsangeboten selbst nach eigenen Schätzungen nur 10 bis 20 Prozent der PTBS-kranken Einsatzgeschädigten. Damit könne man jedoch nicht zufrieden sein, räumt Peter Zimmermann im Interview mit dem NDR ein, „denn eine psychische Erkrankung, die über längere Zeit schwelt, ist zwar dann immer noch behandelbar, aber es wird nicht unbedingt leichter, weil viele Mechanismen chronifiziert sind.“ Bundeswehreinrichtungen registrierten nach Berechnungen des NDR seit 2011 knapp 2800 einsatzbedingte PTBS-Erkrankungen. Nach Schätzungen auf Basis einer Bundeswehrstudie dürften aber mindestens 13.000 Soldaten nach Auslandseinsätzen PTBS entwickelt haben. Oftmals wird die Diagnose jedoch erst nach Ende der Dienstzeit von zivilen Ärzten gestellt.

Verfahrensdauer und Herausforderungen

Wehrdienstbeschädigungsverfahren wegen psychischen Erkrankungen dauern deutlich länger als Verfahren wegen körperlicher Schäden. Durchschnittlich vergehen 22 Monate bis zum ersten Bescheid. Oft folgen Widersprüche und Prozesse, die sich manchmal auch mehr als zehn Jahre hinziehen. Allein der bundesweit bei diesen Verfahren führende Wehrrechtler Arnd Steinmeyer hat nach eigenen Angaben mehrere hundert Fälle jährlich gezählt. „Wir wollen auf der einen Seite Soldaten haben, die für die Gesellschaft in Einsätze ziehen und das Land verteidigen“, so der Lüneburger Anwalt. „Dann muss man sich auf der anderen Seite aber auch sehr großzügig um diese Soldaten kümmern und kann sie dann nicht in ganz kleinteilige Verfahren reinlaufen lassen und am langen Arm verhungern lassen.“

Podcast und weitere Diskussionen

NDR Info lässt in dem Podcast „Killed in Action – Trauma Bundeswehr“ drei Traumatisierte sowie Fachleute und Bundeswehrvertreter zu Wort kommen. Die fünf Folgen werden ab dem 15. Mai als Sonderformat des NDR Info Podcasts „Streitkräfte und Strategien“ in der ARD Audiothek und auf weiteren Podcast-Plattformen veröffentlicht. Im Radioprogramm von NDR Info läuft die neue Staffel ab 18. Mai um 11.04 Uhr und in Wiederholung um 17.04 Uhr.

Das ARD-Magazin „Panorama“ (NDR) berichtet heute um 21.45 Uhr im Ersten – im Fokus steht dort die einsatzgeschädigte Luftlandesanitäterin Annika Schröder.

In der ARD-Sendung „Mitreden! Deutschland diskutiert“ auf allen ARD-Infowellen und im YouTube-Kanal der tagesschau debattiert Nina Zimmermann ab 20.15 Uhr über das Thema „Abwehrbereit oder ausgebrannt: Müssen wir Soldat*innen mehr wertschätzen?“ mit dem Einsatzgeschädigten Robert Müller aus dem Podcast sowie NDR-Autor Christoph Heinzle und Bundeswehrvertretern.

Foto von Moritz Kindler auf Unsplash

Original-Content: news aktuell

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