NDR ZAPP-Umfrage: Wenig Vertrauen in deutsche Berichterstattung zum Gaza-Israel-Krieg
Hamburg (ots) – Eine aktuelle Umfrage von Infratest Dimap für das NDR Medienmagazin ZAPP zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten (48 %) wenig oder gar kein Vertrauen in die deutsche Berichterstattung über den Konflikt in Gaza und Israel hat. Im Gegensatz dazu empfinden 38 % der Befragten die Berichterstattung als ausgewogen. Zudem glaubt nahezu jeder Dritte (31 %), dass die deutschen Medien zu sehr Partei für Israel ergreifen, während lediglich 5 % der Befragten der Meinung sind, dass die Berichterstattung die palästinensische Seite bevorzuge.
Medienforschung: Misstrauen geht über allgemeines Grundmisstrauen hinaus
In diesem Zusammenhang äußert sich die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Carola Richter von der Freien Universität Berlin. Sie betont, dass die hohen Misstrauenswerte über das ohnehin bestehende Grundmisstrauen in den Medien hinausgehen. “Das deutet darauf hin, dass in der Berichterstattung ein Problem besteht, wenn es darum geht, Glaubwürdigkeit bei den Rezipient*innen zu schaffen”, erklärt sie.
ARD-Chefredakteur äußert Besorgnis
ARD-Chefredakteur Oliver Köhr zeigt sich im ZAPP-Interview besorgt über die Ergebnisse der Umfrage: “Ich finde, das sind erschreckende Zahlen.” Auf die Frage, wie der Eindruck der Unausgewogenheit zu erklären sei, beantwortet er: “Es gibt mit Sicherheit ganz viele Gründe, aber einer könnte auch sein, dass in diesem Konflikt viele Menschen sehr fest auf einer Seite stehen.” Diese starke Parteinahme erschwere es, objektiv über den Konflikt zu berichten.
ZAPP-Dokumentation geht der Kritik nach
Das NDR Medienmagazin ZAPP nimmt die Umfrageergebnisse als Anlass, in einer Dokumentation am 28. August die Frage nach der Unausgewogenheit in der Berichterstattung zu erörtern. Die ZAPP-Dokumentation mit dem Titel “Vertrauen verloren? Deutsche Medien und der Krieg in Gaza und Israel” beleuchtet zentrale Kritikpunkte wie fehlende Perspektivenvielfalt, Diffamierungsversuche gegen palästina-solidarische Stimmen und journalistische Fehler. Diese Aspekte haben einen erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Berichterstattung, insbesondere bei einem solch sensiblen Thema.
Vielfältige Perspektiven in der Dokumentation
In der Dokumentation kommen Menschen mit palästinensischem Hintergrund zu Wort. Der Stand-Up Comedian Abdul Chahin äußert, dass sich viele Palästinenser und Palästinenserinnen in der deutschen Berichterstattung nicht gesehen fühlen: “Die Berichterstattung wirkt oft so distanziert, fast herzlos.” Aktivistin Jouanna Hassoun hebt die Verantwortung der Medien hervor und warnt, dass eine Verzerrung der Realität insbesondere junge Menschen anfällig für Fake News macht.
Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, fordert eine kritische Auseinandersetzung mit der Berichterstattung, warnt jedoch vor dem Verfall in Verschwörungsmythen: “Sicherlich ist oft etwas schiefgelaufen, aber ich würde zu keiner Sekunde die These aufstellen, dass hier eine Kampagne zur Manipulation der Meinungen in Deutschland existiert.” Weitere Stimmen in der Dokumentation kommen von verschiedenen Journalisten, die ebenfalls die Qualität der Berichterstattung diskutieren.
Sendehinweis
Die ZAPP-Dokumentation “Vertrauen verloren? Deutsche Medien und der Krieg in Gaza und Israel” wird am 28. August 2024 um 23:15 Uhr im NDR-Fernsehen ausgestrahlt. Ab 11 Uhr wird die Dokumentation auch in der ARD-Mediathek und ab 16 Uhr auf dem ZAPP YouTube-Kanal verfügbar sein.
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