Ermittlungen im Darknet: Strafverfolger hebeln Tor-Anonymisierung aus
Hamburg (ots) – Das Tor-Netzwerk, ein Instrument für Internetnutzer, die Anonymität suchen, gerät zunehmend ins Visier deutscher Ermittlungsbehörden. Recherchen des ARD-Politikmagazins Panorama und STRG_F (NDR/funk) haben ergeben, dass diese Behörden Methoden entwickelt haben, um die Anonymität von Tor-Nutzern zu deanonymisieren.
Die Bedeutung von Tor
Tor stellt das weltweit größte Netzwerk zur anonymen Internetnutzung dar. Nutzer leiten ihre Verbindungen über verschiedene Server, sogenannte Tor-Knotenpunkte, um ihre Online-Aktivitäten zu verschleiern. Aktuell operieren beinahe 8000 Knotenpunkte in etwa 50 Ländern. Für Journallisten und Menschenrechtsaktivisten ist Tor von großer Bedeutung, da es ihnen ermöglicht, in Ländern mit Internetüberwachung sicher zu kommunizieren.
Timing-Analysen und ihre Auswirkungen
Nach den Recherchen von Panorama und STRG_F sind insbesondere Seiten im Darknet von sogenannten “Timing”-Analysen betroffen. Diese Analysen ermöglichen es den Ermittlungsbehörden, durch die zeitliche Zuordnung von Datenpaketen anonymisierte Verbindungen zurückzuverfolgen. Es zeigt sich, dass die Tor-Anonymität durch diese Methoden erheblich geschwächt wird.
Erfolgreiche Ermittlungen
Die Reporter konnten Dokumente einsehen, die vier erfolgreiche Maßnahmen in einem spezifischen Ermittlungsverfahren auflisten. Beispiele für solche Ermittlungen sind die Arbeiten des Bundeskriminalamtes (BKA) gegen die Darknet-Plattform “Boystown”. Hierbei wurden Tor-Knoten identifiziert, die von Verantwortlichen genutzt wurden, um ihre Anonymität zu wahren.
In einem Fall identifizierte das BKA zwei Tor-Knoten, die mit der Plattform “Boystown” verbunden waren. Diese Ermittlungen führten zur Festnahme des Administrators Andreas G. in Nordrhein-Westfalen. Im Dezember 2022 wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.
Reaktionen der Behörden
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main äußerte sich auf Anfrage nicht zu spezifischen Aspekten der “Timing-Analysen” im “Boystown”-Verfahren. Auch das BKA hielt sich zu Details des Vorgangs bedeckt. Inzwischen haben Experten, die die Recherchen einsehen konnten, die Ergebnisse bestätigt und auf die gestiegene Zahl überwachter Tor-Knoten in Deutschland hingewiesen.
Das Tor Project bestätigte, dass der Tor-Browser weiterhin sicher genutzt werden kann, auch wenn sich die Möglichkeiten der Behörden zur Überwachung verbessert haben.
Fazit
Die Entwicklungen im Bereich der Tor-Anonymisierung zeigen, dass Ermittlungsbehörden zunehmend in der Lage sind, die Anonymität von Nutzern zu gefährden. Dies wirft Fragen über die Sicherheit und Vertraulichkeit im Internet auf, insbesondere für jene, die auf Anonymität angewiesen sind.
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