Nachhaltigkeit im Bankensektor wird wichtiger
Hamburg (ots) – Banken haben nichts mit dem ökologischen und sozialen Fußabdruck unserer Gesellschaft zu tun? Weit gefehlt. Prof. Dr. Nicole Fabisch, Professorin für Marketing und Internationales Management an der International School of Management (ISM), zeigt in ihrer aktuellen Publikation “Relevanz von Nachhaltigkeitszertifizierungen für Banken” auf, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Megatrend in Politik und Gesellschaft ist, sondern auch für Banken und Finanzdienstleister zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die Rolle der Finanzinstitute
Selbstverpflichtungen legen Banken zwar ab, jedoch mangelt es an Nachprüfbarkeit, Transparenz und Daten. Immer mehr Unternehmen und Investmentfonds orientieren sich an Environmental Social Governance (ESG)-Kriterien, um neben Rentabilitätsaspekten auch den Zugang zu Kapital zu verbessern. Regulierungsbehörden weltweit arbeiten an neuen Offenlegungsregelungen, um diesen Trend zu unterstützen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) fordert, dass der Sektor der Finanzdienstleistungen eine Schlüsselrolle einnimmt, um die Wirtschaft CO2-ärmer, widerstandsfähiger und ressourceneffizienter zu gestalten.
Einfluss deutscher Banken durch Kreditvergabe
“Vor allem in Deutschland ist die Bankenbranche ein zentraler Akteur”, erklärt Prof. Dr. Fabisch. Über 90 Prozent der Unternehmen sind Klein- und Mittelständler (KMU), die häufig stark an Hausbanken gebunden sind. Die Bereitstellung von Krediten und anderen Finanzprodukten beeinflusst somit erheblich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Laut Bundesbank stieg die Bilanzsumme der deutschen Banken in den letzten Jahren und erreichte im Corona-Jahr 2022 eine Rekordsumme von 10.583 Mrd. EUR. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland Kredite im Volumen von 3,36 Mrd. EUR an Unternehmen und Privatpersonen vergeben. Eco-soziale Vergabekriterien könnten hier einen bedeutenden Anreiz bieten.
EU-Richtlinien im Fokus
Die EU gibt seit Jahrzehnten ESG-Richtlinien für die Wirtschaft vor. Besonders für den Bankensektor wurden diese 2019 durch die Principles for Responsible Banking (PRB) ins Leben gerufen. Allerdings bleibt die tatsächliche Umsetzung oft unklar, und der Vorwurf des Greenwashings steht im Raum: Banken könnten sich umweltfreundlicher darstellen, als es der Realität entspricht.
Die EU-Taxonomie Verordnung, die 2020 in Kraft trat, soll klare Richtlinien für Investoren bieten und Greenwashing eindämmen. Ab 2022 müssen Unternehmen, die zur nicht-finanziellen Berichterstattung verpflichtet sind, Informationen zu ihrem Klimaschutz und den Anpassungen an den Klimawandel bereitstellen.
Die Zukunft der Nachhaltigkeit
Bislang haben nur wenige Universalbanken proaktiv in Sachen Nachhaltigkeit gehandelt. Prof. Dr. Fabisch sieht die Lösung meist nur in weiteren regulatorischen Vorgaben seitens der EU. Ganzheitliche Nachhaltigkeitssiegel und Rankings könnten ebenfalls für mehr Vergleichbarkeit und Transparenz sorgen. In jedem Fall sind die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Banken noch ausbaufähig.
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