Knapp 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland
Hamburg (ots) – Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 99.991 Privatinsolvenzen verzeichnet, was einem Anstieg von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht (2023: 93.768). Dies sind die zentralen Ergebnisse aus dem aktuellen „Schuldenbarometer 2024“ des Informationsdienstleisters CRIF.
Anstieg der Privatinsolvenzen
Nach einem Rückgang um 2,5 Prozent im Jahr 2023 sind die Privatinsolvenzen von Verbrauchern und ehemaligen Selbstständigen im Jahr 2024 wieder angestiegen. Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von CRIF, kommentiert: „Das Jahr 2024 war für die deutsche Wirtschaft und für die Verbraucher von Herausforderungen geprägt. Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise und höhere Lebensmittelpreise haben in der Summe zu höheren Lebenshaltungskosten geführt. Die finanzielle Situation vieler Privatpersonen in Deutschland bleibt durch die stetig steigenden Kosten angespannt.“
Erwartungen für 2024
Aufgrund der anhaltenden Kostensteigerungen ist in diesem Jahr mit über 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland zu rechnen. Besonders betroffen sind Personen, die bereits zuvor am Existenzminimum lebten. Dr. Schlein betont: „Für finanz- und einkommensschwache Haushalte wird sich die finanzielle Situation voraussichtlich weiter verschärfen.“
Statistiken und Analysen
In den letzten zehn Jahren gab es knapp 934.000 Privatinsolvenzen in Deutschland. Die privaten Insolvenzen hatten im Jahr 2010 nach der Finanzkrise einen Höchststand von mehr als 139.000 Fällen erreicht.
Die mittlere Schuldenhöhe liegt derzeit bei circa 16.500 EUR. Personen, die eine Privatinsolvenz anmelden, müssen dabei nicht hoch verschuldet sein; ein Großteil der Betroffenen hat Schulden von knapp unter 10.000 EUR.
Ursachen für Privatinsolvenzen
Grundsätzlich gibt es sechs Hauptursachen, die die Betroffenen in eine privatinsolvenzfähige Lage führen können. Dazu gehören:
- Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit
- Einkommensarmut
- Gescheiterte Selbstständigkeit
- Nicht zum Einkommen passendes Konsumverhalten
- Veränderungen in der familiären Situation (z.B. Scheidung oder Trennung)
- Krankheit
Privatinsolvenzen nach Bundesländern
Im Jahr 2024 lag die durchschnittliche Zahl der Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner in Deutschland bei 119. Die nördlichen Bundesländer verzeichneten eine höhere Zahl an privaten Insolvenzen im Vergleich zu den südlichen Bundesländern. Bremen liegt mit 210 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner an der Spitze, gefolgt von Hamburg mit 179 und Niedersachsen mit 159 Insolvenzfällen.
Am wenigsten Privatinsolvenzen verzeichneten Bayern (79 Fälle je 100.000 Einwohner), Thüringen (90) und Baden-Württemberg (92).
Prozentuale Veränderungen
Die stärkste Veränderung bei den Privatinsolvenzen verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit einem Anstieg von 14,6 Prozent, gefolgt von Hamburg (plus 11,3 Prozent) und Bremen (plus 10,8 Prozent).
Weniger Privatinsolvenzen gab es in Sachsen (minus 7,9 Prozent), im Saarland (minus 7,2 Prozent), in Thüringen (minus 3,4 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (minus 0,9 Prozent) und in Brandenburg (minus 0,2 Prozent).
Privatinsolvenzen nach Alter
Im Jahr 2024 haben insgesamt 15.574 Personen, die 61 Jahre und älter sind, Privatinsolvenz angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies ein Anstieg um 10,1 Prozent und damit der stärkste Anstieg im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen. Dr. Schlein stellt fest: „Immer mehr Senioren sind von Altersarmut betroffen. Bei vielen Betroffenen reichen Einkommen oder Rente nicht mehr aus – in der Folge müssen sie eine Privatinsolvenz anmelden.“
Foto von Moritz Kindler auf Unsplash
Original-Content: news aktuell